Heute wollte ich ein Interview mit Ninja Luise Niesner führen. Es sollte wie immer werden: ich hatte ein paar Fragen vorbereitet und hoffte auf spannende Informationen über die Arbeit und die Visionen meiner Gesprächspartnerin. Doch auf einmal kam es ganz anders! Ich saß da, hatte meine Augen geschlossen und installierte während einer wundervollen Meditation meinen eigenen Kraftort. Ich befand mich auf einmal mit meinen Kindern und meinem Mann nicht mehr im grauen und verregneten Hamburg, sondern wie vor ein paar Jahren am sonnigen Strand von Biarritz - die Wellen des Atlantiks tobten geräuschvoll gegen den Sand, der Wind pfiff uns um die Ohren. Ich fühlte mich frei und leicht und einfach komplett anders als noch 30 Minuten zuvor. In dieser Nacht hatte ich ziemlich bescheiden geschlafen, meine Gedanken kreisten, mein Körper fühlte sich unruhig an. Nun aber spürte ich, wie mein Nervensystem sich beruhigte. Ninja hatte mich mental mitgenommen auf eine Reise zu meinen eigenen Sehnsüchten, zu einem Gefühl von Leichtigkeit und Freiheit, das auch an diesem grauen Morgen scheinbar irgendwo in mir steckte und lange nicht mehr gefühlt worden war. Zu diesem Kraftort werde ich nun mittels ein paar Tricks jederzeit zurückkehren können - egal wie verrückt der Mamaalltag grade spielt.

 

 

Ninja ist Familienbegleiterin, systemischer Familiencoach, Grundschullehrerin und wie ich zweifache Mama. Sie wird ab März 2025 unser Ahoi Mamas Team ergänzen.

 

 

Maike: Ninja, was waren Deine Beweggründe dafür, Eltern coachen zu wollen?

 

Ninja: Als Mutter habe ich selbst festgestellt, wie wichtig die Balance zwischen den Bedürfnissen der Kinder und den eigenen Bedürfnissen ist. Ich habe es mir deshalb zum Ziel gemacht, Tools für eine gesunde Selbstfürsorge der Eltern zu entwickelt. Denn das führt zu emotionaler Stabilität und hilft den Eltern dabei, ihre Kinder gut und entspannt begleiten zu können. Sie sind dann besser in der Lage, mit starken Gefühlen umzugehen - ganz gleich, ob es sich dabei um die eigenen oder die der Kinder handelt.

 

Maike: Was können wir uns unter solchen Tools vorstellen?

 

Ninja: Also, als erstes ist da natürlich unser eigener Atem – wir haben ihn immer dabei, und es gibt ganz wunderbare Atemtechniken, um Stress abzubauen oder auch um schnell aus einem Triggermoment wieder herauszufinden. Wenn man getriggert ist, verliert man die Verbindung zu sich selbst und verfällt in alte Muster wie Starre, Wut oder Angst. Und kaum jemand kann uns so gut triggern, wie unsere Kinder – sie sind quasi unser Spiegel.

Um besser wahrzunehmen zu können, wie es sowohl beiden Elternteilen als auch den Kindern gerade geht und was sie in dem Moment brauchen, benutze ich die Energieampel.

 

Maike: Was versteht man denn unter einer Energieampel?

 

Ninja: Sie ist ein Instrument, um festzustellen, was der Mensch gerade braucht, damit alles wieder im sogenannten "grünen Bereich" ist. Da befindet er sich dann, wenn seine Atmung ruhig ist und seine Schultern locker fallen. Er ist dann entspannt und ausgeglichen. Im gelben Bereich sieht das ein wenig anders aus: die Schultern sind hochgezogen, das Herz schlägt schneller, der Kiefer ist angespannt – der Mensch ist hibbelig, gestresst und evtl. überfordert. Er braucht nun eine Pause, um wieder in den grünen Bereich zu gelangen. Im roten Bereich ist es noch übler: Der Mensch denkt sich „ich muss hier raus“, die Atmung ist ganz flach, in der Brust lässt sich ein Druck fühlen. Am liebsten würde er schreien, treten oder laut auf den Tisch hauen. Er braucht nun dringend etwas Bewegung oder eine Pause. Zu guter Letzt gibt es bei meiner Energieampel noch einen lilanen Bereich: Hier fühlt sich der Mensch komplett leer und denkt „ich kann nicht mehr“. Er hat keinerlei Energie mehr, fühlt sich traurig oder krank. Meistens verhält er sich dann wütend wie in der roten Phase. Er braucht jetzt Essen, Trinken, Ruhe und am besten eine dicke Umarmung. Bei Kindern gibt es diesen Zustand zum Beispiel manchmal nach einem Kitatag.

Diese vier unterschiedlichen Phasen wahrzunehmen und auseinanderhalten zu können ist so eine tolle Methode, um gut für sich selbst zu sorgen! Doch eben nicht nur für sich als Elternteil, sondern auch um zu erkennen, wie es dem Kind gerade geht und was es brauchen könnte. Es kann einen kompletten Nachmittag retten, wenn man erkennt, ob das Kind gerade eher Bewegung oder Ruhe braucht - und auch wenn man erkennt, was man selbst gerade braucht! Ist man eigentlich gerade in der Lage, heute ein Playdate zu veranstalten oder noch Kinderschuhe kaufen zu gehen? Oder verschiebt man das vielleicht lieber auf morgen? Wie ist das Energielevel des Partners gerade? Kann man vielleicht mal kurz die Kinder übergeben und sich eine kleine Pause nehmen? Auf diese Weise entsteht die Möglichkeit, sich besser abzusprechen und bedürfnisorientiert innerhalb der ganzen Familie zu agieren. Denn es geht ja darum, dass es allen gut geht.

 

Maike: Wie hilfst Du in Deinen Coachings den Eltern dabei, sich häufiger im grünen Bereich zu befinden?

 

Ninja: Ich bringe die Eltern wieder mit ihren eigenen Ressoucen in Kontakt. Wenn sie sich ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten bewusst werden, können sie Herausforderungen im Alltag viel leichter meistern. Sie kommen dann in ihre eigene Selbstwirksamkeit. Es fühlt sich so gut an, sich resourcenvoll zu fühlen und für die anstehenden Probleme Lösungen finden zu können. Außerdem bringe ich mit den Eltern wieder mehr Ruhe in deren Nervensysteme - zum Beispiel mit einer Meditation wie gerade eben bei Dir. Oder auch mittels Körperarbeit.

 

Maike: Gibt es etwas, das Du Dir für alle Eltern wünschst?

 

Ninja: Ja, dass sie das Leuchten in sich wiederfinden können. Denn dann können sie eine Elternschaft auf Augenhöhe leben – voller Vertrauen und Liebe.